Man merkt es kaum, aber es geht schon wieder auf Ostern zu. Bald wird man es auch in der Natur sehen, dass der Frühling kommt.
Vorher bei uns in den Gemeinden, aber noch die Passionszeit. Eine nachdenkliche Zeit, die dazu anhält, das Leben zu überdenken. Zwar geht es, kirchlich gesehen, um das Leiden und Sterben von Jesus in der Zeit vor Ostern. Aber – und da müssen wir nur in unsere Welt schauen – es geht auch um das Leiden und Sterben der Menschen. So viele werden täglich geopfert auf den Altären der Macht, des Geldes oder des Einflusses. Neben den beiden uns bewussten Kriegen in der Ukraine und im Gaza-Streifen toben im Kongo und in Äthiopien brutale Bürgerkriege. In Somalia sterben weiterhin Menschen am Hunger. Und Passion – Leiden – wird vorbereitet: In den aufstrebenden reaktionären und tendenziell diktatorischen Regierungen, ob in Italien oder Ungarn oder in den USA, von Russland und China ganz zu schweigen. Dort werden jetzt schon Pflöcke eingeschlagen, die ein Miteinander in der Welt in Zukunft eigentlich unmöglich machen.
Und auch unsere Gesellschaft bleibt nicht verschont. Hartherzigkeit im Umgang mit Flüchtenden, Abschottung statt offener Grenzen, Umverteilung von unten nach oben – was über Jahrzehnte nach dem Schrecken des Nazi-Regimes erarbeitet wurde, könnte in wenigen Monaten über den Haufen geworfen werden.
In einer Woche steht eine Wahl an, die die Richtung für die kommenden Jahre angeben wird. Niemand kann uns sagen, wen oder was wir wählen sollen. Für uns Christen gibt es aber bestimmte Wahlmarker, die unausweichlich sind: Mitmenschlichkeit im Leiden dieser Welt, Offenheit für alle Lebensweisen und alle Kulturen, und Nächstenliebe als Grundlage eines helfenden und die Gesellschaft zusammenhaltenden Miteinanders. Darum die Gestaltung des Wahlaufrufs der beiden großen Kirchen in der Passionszeit mit den Worten: Menschenwürde – Nächstenliebe – Zusammenhalt: Die christlichen Grundwerte.
Denken Sie daran, wenn Sie Ihre Stimme abgeben – nur so hat unsere Gesellschaft eine menschenwürdige Zukunft.