Der Höhepunkt der sogenannten 5. Jahreszeit naht. Am Rosenmontag und Fasnachtsdienstag sind wieder Zehntausende auf der Straße, um zu feiern. Mit langen Umzügen, auf denen prachtvolle, kreative und teils lustige, teils ernste Wagen präsentiert werden, sind die Fasnachtsgesellschaften dabei. Und auf Kappenabenden und Fasnachtsbällen wird gezeigt, was das ganze Jahr über an Büttenreden, Gardetänzen und anderen Darbietungen vorbereitet wurde. Im eher nüchternen Norden fallen die Feiern etwas spärlicher aus, in der Mitte und im Süden Deutschlands, vor allem in den Hochburgen Köln und Mainz, aber auch bis hin nach Bayern spielt der Karneval eine große Rolle. Dass wegen des Anschlags vor wenigen Wochen der große Umzug der „Damischen Ritter“ in München abgesagt wurde, schlägt immer noch hohe Wellen.
Aber was ist das eigentlich, über das manche Menschen die Nase rümpfen und es als albernes und scheinheiliges Getue ablehnen – man erinnere sich an die „Karnevalsflucht“ der Rockgruppe BAP regelmäßig aus Köln – und das für andere Leute ein wesentlicher Inhalt des jährlichen Ablaufs ist?
„Fast-Nacht“ deutet schon darauf hin, dass das Feiern etwas mit dem christlichen Fasten zu tun hat. Was heute nur noch als „7 Wochen ohne“ oder ähnliche Aktionen bekannt ist, war früher eine allgemeine Forderung: In den Wochen vor Ostern – vom Aschermittwoch bis zum Karfreitag – waren alle Christen angehalten zu fasten. Man wollte sich vor Gott reinigen, um das höchste Fest der Christen, Ostern, in einem geheiligten Zustand feiern zu können. Der Verzicht auf Fleisch, Alkohol, Eierspeisen und anderes sollte dazu beitragen, die Seele zu läutern.
Die „Fastnacht“ liegt darum nicht zufällig auf den Tagen vor dem Beginn der Fastenzeit: Die Menschen wollten vor dem harten Fasten noch einmal so richtig auf die Pauke hauen. Und auch die Tradition der Masken hat ihren Sinn: In der Zeit des Karnevals war es erlaubt, den Obrigkeiten, ob in Kirche oder Kommune oder Staat, einmal so richtig die Meinung zu sagen. Und das eben unabhängig von gesellschaftlichem Stand oder Beruf. Die Sitte der Übergabe des Rathausschlüssels an die Narren ist ein entfernter Abklatsch davon, ebenso wie das Abschneiden der Krawatten am „Schmutzigen“ Donnerstag oder das Bayerische „Derblecken“ der Politiker.
Wie jedes Fest im Jahr hat also auch der Fasching, oder wie immer man diese Zeit nennen will, einen kirchlichen Ursprung.
Und wie immer gilt: Feiern ist nie falsch, wer weiß, was es in der kommenden Zeit noch zu feiern gibt. Also: Viel Spaß allen Närrinnen und Narren. Genießt die wilden Tage. Und für alle anderen sage ich: Man kann auch an allen anderen Tagen im Jahr verrückt sein und das Leben genießen.
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