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Channel: ao – Evangelische Kirchengemeinde Walldorf
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Der Männerstammtisch in der evangelischen Stadtkirche in Wiesloch

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11 Männer haben sich am 27. Februar 2025 aufgemacht nach Wiesloch. Auf dem Programm stand eine Besichtigung der dortigen Stadtkirche sowie ein Besuch im benachbarten italienischen Restaurant.

Uwe Boch – in seiner Taufkirche – erzählte von den Anfängen des Kirchenbaus im 11. Jahrhundert. Wie damals üblich, nach Osten gerichtet – orientiert – und ursprünglich mit drei Schiffen in einem Langhaus gebaut. Um die Kirche herum existierte bis etwa 1800 ein Friedhof. Man geht davon aus, dass die – damals – durch Bergbau reichen Wieslocher gerne noch einen zweiten Turm gebaut hätten. Dazu kam es aber nicht. Nach wenigen Jahren wurde die Kirche durch die Truppen von Heinrich IV. zerstört und neu aufgebaut. Der Bau ist asymmetrisch. Man erkennt das deutlich, wenn man hinten im Chorraum steht und die in Blickrichtung rechte Seite des Kirchenschiffes nicht sehen kann.

Im 15. Jahrhundert stifteten die Sickinger als Lehnsherren der Stadt den Chorraum und einen Altar. Das Sickinger Wappen findet sich zum Beispiel noch über der Südtür der Kirche. In der Reformationszeit wurde Wiesloch recht schnell (1557) calvinistisch-protestantisch. Und mit den jeweiligen Kurfürsten in Heidelberg und Mannheim wechselte die Konfession der Bürger. Bis zu ihrer erneuten Zerstörung im sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 (damals wurden auch der Speyrer Dom und das Heidelberger Schloss zerstört) wurden also ganz unterschiedliche Gottesdienste im Kirchenraum gefeiert. Nach der Zerstörung – das Dach war mit Stroh notdürftig gedeckt, und Zeitzeugen sprechen davon, dass man sich wie in einem Kuhstall vorkam – benutzten sowohl Katholiken als auch Lutheraner und Reformierte die Kirche simultan – der Chor war abgetrennt, so dass zwei Gottesdiensträume entstanden.

Im hinteren Teil ist ein Bodenfenster eingezogen, auf dem man die originalen Säulensockel des ersten Baus noch erkennen kann. Er wurde im 18. Jahrhundert verlängert, um der wachsenden Zahl der Gemeindeglieder zu genügen.

Seit 1821 sind in Baden die Reformierte und die lutherische Kirche vereint. Wer diese Union nicht mitvollziehen wollte, musste sich einen neuen Kirchenraum suchen. Seit diesem Jahr findet der Gottesdienst in der Wieslocher Stadtkirche in unierter Form statt.

Im Jahr 1927 hat man den Chorraum unterhöhlt, um eine Heizungsanlage einzubauen. Da nun der große Holzofen in der Kirche überflüssig war, konnte man den Taufstein, der vorher mittig vor dem Altar stand, abbauen und einen neuen an der Seite errichten, wo man ihn heute noch findet.

Die letzte große Renovierung im Jahr 2001 brachte auch große Veränderungen: Die Holzbänke wurden – nicht ohne Protest – durch Stühle ersetzt und ein bescheidener Holzaltar nebst Lesepult statt Kanzel rückte in den Mittelpunkt. Überraschenderweise fand man im Zuge der Arbeiten den Sockel des alten Taufsteins im Schutt unter dem Chorraum. Er ist nun im hinteren Teil der Kirche wieder aufgestellt.

Wir danken der Evangelischen Petrusgemeinde, dass wir – nicht zuletzt im Zuge der beabsichtigten Vereinigung aller Kirchengemeinden in unserer Region – in der Stadtkirche zu Gast sein durften. Schön, wenn man Gelegenheit hat, die Kirchen unserer zukünftigen Gesamtkirchengemeinde so ausführlich kennenzulernen.


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